Julia Hubinger: ALLES WIE IMMER, NICHTS WIE SONST 


„Wissen Sie, warum Sie hier sind?“
Natürlich weiß Julia das, denn sie wartet auf eine Diagnose in der Uniklinik Frankfurt. Irgendetwas stimmt nicht. Das fühlt sie am Kribbeln in ihrem Körper, das sieht sie am Stirnrunzeln der Ärzte.
„Also, ich spreche es jetzt mal deutlich aus“, fährt der Arzt fort. „Das ist höchstwahrscheinlich multiple Sklerose bei Ihnen!“​ Bäms.Es ist ein ganz normaler Donnerstag in Köln, als Julia Hubingers Buch „ALLES WIE IMMER, NICHTS WIE SONST*“ in meinem Briefkasten liegt. Die Kinder sind in Kita und Schule, zum Mittagessen schmiere ich mir eine Scheibe Brot, setze mich auf die Couch und beginne zu lesen.

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Julia Hubinger: ALLES WIE IMMER, NICHTS WIE SONST 

Diagnose MS. Da denken wir an Menschen im Rollstuhl, ältere Menschen. Wir haben nicht auf dem Schirm, dass MS keine Frage von Alter ist. Julia ging es genauso. Mit Anfang 30 bekam sie die Diagnose. Jung, aktiv, mitten im Job, frisch verheiratet und noch kinderlos. An ihrer Seite ist Paul. Paul ist einer der Gründe, warum ich schon auf Seite 20 dreimal Tränen in den Augen hatte. „Mit der MS kannst du leben. Das ist doch was! Um alles andere machen wir uns keine Gedanken. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal!“ Eine wunderbare Reaktion von einem Ehemann, wenn man gerade so eine Diagnose gestellt bekommen hat. Denn ja, es hätte auch eine schlimmere Krankheit sein können. Und ja, mit MS kann man leben. MS ist nicht heilbar aber behandelbar, an MS wird geforscht, der Verlauf der Krankheit ist sehr individuell – und kann auch überraschende Wendungen nehmen, das lernen wir in diesem Buch.

Ich habe in meinem Umfeld wenig Berührung mit MS. Trotzdem war „ALLES WIE IMMER, NICHTS WIE SONST“ das erste Buch, das ich nach meiner letzten Schwangerschaft an nur einem Tag gelesen habe. Ich war so gefesselt, ich musste lesen. Ziemlich beeindruckend, dass Julia es als Autorin schafft, mich in eine völlig andere Welt zu nehmen, mit der ich ja bislang gar keine Berührungspunkte hatte. Respekt vor dieser Autorenleistung!

Weil ich beeindruckt von der Geschichte bin, lese ich noch ein paar Seiten, bevor ich die Kleine aus der Kita holen muss. Manches erscheint grausam, wenn ich mir vorstelle, wie teilweise Ärzte bei der Diagnosestellung mit Julia umgesprungen sind. Anderes erwärmt mein Herz und ich denke an meine Freundin, die auch als Krankenschwester arbeitet, als Julia beschreibt, wie sie wütend, weinend und schreiend nach der Diagnose ganz allein in ihrem Krankenhausbett sitzt und sich aus purer Verzweiflung selbst haut. In diesem Moment schaut eine Schwester nach Julia:

„Mein Mädchen, das wird schon irgendwie. Irgendwie. Irgendwie geht es immer weiter! Ich habe schon so viele junge Freuen wie dich hier gehabt. Es gibt immer einen Weg, und es geht immer irgendwie weiter. Das ist dein Mann, der dich immer besuchen kommt?“
Julia nickt. „Schau mal, du hast so einen tollen Mann an deiner Seite. Der lässt dich nicht allein. Und wenn man nicht allein ist, ist alles schon einfacher. Glaub mir, ich kenne so viele Patienten, die besucht niemand. Die sind ganz allein. Das ist so unglaublich traurig“.

Wieder habe ich Tränen in den Augen. Starke, tolle Frauen haben tolle Männer an ihrer Seite – Paul nennt seine Julia Julie.

In den nächsten Kapiteln beschreibt Julia, wie es ihr so ergeht in den ersten Tagen und Wochen mit der Diagnose. Es gibt viele Arztgespräche, mal empathisch, mal weniger mitfühlend. Es folgen unangenehme Untersuchungen, die Suche nach Gleichgesinnten und die Erkenntnis: Nur, weil man – wie auch andere  – Multiple Sklerose hat, muss man noch lange keine Gemeinsamkeiten haben.

Seite für Seite bin ich bewegt und zugleich begeistert, wie Julia und ihr Mann die Situation meistern.
Einmal lese ich, dass sie sich surreal „wie in Watte gepackt“ fühlt. So fühlt es sich auch für mich beim Lesen an. Ich bin mitten in dieser wahren Geschichte, ich fühle diese Watte auch.

Und dann kommt das siebte Kapitel, mit dem ich erst am Abend wieder einsteige, als mein Mann zuhause ist und die Kinder bekocht. Julia hat einen Termin in der MS-Ambulanz bei ihrem betreuenden Arzt. Quasi im Gehen am Ende des Gesprächs wirft der Arzt noch eben ein: “Wie sieht es bei Ihnen mit dem Kinderwunsch aus?”

Natürlich hatten sie und Paul schon über Kinder gesprochen. Aber jetzt? Aktuell war das natürlich kein Thema. MS und ein Kind, geht das überhaupt? Wie soll das gehen? Andererseits: Wenn Julia erst einmal mit den Medikamenten begonnen hat, darf sie nicht schwanger werden. Außerdem können auch gesunde Eltern jederzeit krank werden.
Es gilt also: jetzt oder nie.
Acht Wochen später ist Julia schwanger. Sie nimmt keine Medikamente gegen die MS, ihre Schwangerschaft verläuft gut, während dessen verbessert sich sogar ihr gesundheitlicher Zustand.

Mehr möchte ich von dieser wahren Geschichte an dieser Stelle nicht erzählen. Ihr solltet sie selbst lesen!

Nur so viel noch:
Heute hat Julia drei Kinder. Bis auf das Baby wissen die Kids von der Erkrankung, die einfach immer da ist. Julia hat Beschwerden und sie hat Schübe, sie hat Nebenwirkungen und ständig dieses Gedankenkarussell – die MS schwebt einfach immer wie ein Damoklesschwert über ihr. Drei Kinder sind kein Zuckerschlecken und bedeuten neben all der Freude und Liebe eben auch Stress. Und Stress ist nicht gut für MS-Patienten.

Julia hat da ihren Weg gefunden, auch wenn es Tage gibt, an denen sie aus der Balance gerät, wie wir alle eben. Es gibt diese Zeiten, da ist „alles wie immer, nichts wie sonst“.
Ich möchte euch ans Herz legen, lest diese Geschichte, kauft euch dieses Buch, auch wenn ihr – wie ich- eigentlich gar keine Berührungspunkte zur MS habt. Ich habe für mich viel mitgenommen aus ihren Zeilen.

Danke Julia für dieses tolle Werk, dein Leben! Und grüß mir deinen Paul unbekannterweise!

Hier könnt ihr Julias Buch bestellen – das ist ein *Amazon-Partnerlink. 

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